Der App-laus war uns sicher!

Waren Sie am Samstag 16.12. auch beim Jahreskonzert des Musikvereins Stadtkapelle Oberriexingen? Nein? Dann haben Sie etwas verpasst! Es war unglaublich, was die drei Orchester da auf die Bühne gebracht hatten.

Nach der lockeren Begrüßung durch die beiden Vorsitzenden Susanne Schray und Uwe Zimmermann, öffnete sich der Vorhang. Da saß das Vororchester „Die Wilden Noten“ überraschend zahlreich, ein toller Anblick! Viele der Jungmusikerinnen und -musiker waren das erste Mal auf der Bühne. Doch unterstützt von den „alten Hasen“ aus dem letzten Jahr und unter Leitung von Dirigent Margit Slunsky erklangen die beiden Stücke „The Soaring Spirit“ und „Shades of Gold“ wie von routinierten Profis gespielt. Die Rufe nach einer Zugabe wurden mit dem Rhythmus-lastigen „Rain Dance“ erhört, hier konnte sich dir große Menge an Schlagzeuger*innen austoben. Die Moderatorin und Jugendleiterin Antonia Wessel verabschiedete die „altgedienten“ Mitglieder der Wilden Noten, diese spielen nun in der Jugendkapelle weiter.

Doch vorerst blieben sie sitzen, denn die Jugendkapelle gesellte sich dazu. Gemeinsam spielten beide Orchester „Irish Dream“. Ein toller Anblick: so viele musik-begeisterte Kinder und Jugendliche! So kann der Verein freudig in die Zukunft schauen!

Die Wilden Noten verabschiedeten sich nun und die Jugendkapelle nahm Platz. Dirigent Andreas Musch hatte ein abwechslungsreiches Programm ausgesucht. Die ersten beiden Stücke „Ashton Overture“ und „Jubilance“ waren klassische, aber flotte Blasmusikstücke, die sauber vorgetragen wurden. Dann folgte ein absolutes Highlight: Welch fantastischen Klang das Orchester beim Musical-Arrangement „The Phantom oft he Opera“ auf die Bühne zauberte, suchte seinesgleichen. Eine Stimme aus dem Publikum berichtete anschließend „Das können manch erwachsene Orchester nicht so gut!“. Danach ging es richtig ab: mit „Gospel John“ und „The Best of Chicago“ zeigte die Jugend eine tolle Bandbreite, ein fantastischer Groove erfüllte den Saal! Natürlich musste eine Zugabe folgen, die mit „Santa rocks the House!“ perfekt nahtlos ansetzte. Man muss anerkennen: Die Jugendarbeit des Vereins funktioniert hervorragend!

In der anschließenden Pause konnten die Zuhörer durchatmen. Das Wirtschaftsteam des Vereins hatte belegte Brötchen, Saitenwürstchen und Getränke zur Stärkung vorbereitet. Da der Eintritt an diesem Abend frei war, bat die Jugend die Zuhörerinnen und Zuhörer um Spenden, die auch zahlreich gegeben wurden. Ein Dank an alle, die etwas gegeben haben!

Anschließend nahm die Stadtkapelle Platz. Dirigent Marco König setzte schon zur Moderation an und kam gerade noch dazu, das Motto des Abends „Apps“ vorzustellen. Doch aufgrund eines spontanen Anrufs am allgegenwärtigen Smartphone musste Klarinettistin Johanna Gittler übernehmen (das Ganze war natürlich inszeniert). Sie stellte die erste App vor: Das Karriere-Portal KarriOri. Es bildete die Brücke zum ersten Stück, dem Finale aus Dvořáks „Symphony No. 9, New World“, welches dieser während eines Auslands-Engagements in den USA geschrieben hatte. Danach gings mit „El Camino Real“ feurig weiter. Schnelle furiose Teile wechselten sich mit gefühlvollen ruhigen ab. Die Kapelle meisterte die ungewohnten Taktarten hervorragend. Zur Entspannung folgte das Stück „Für Theresa“. Der Solist Volker Deuschel konnte mit viel Gefühl zeigen, dass die Tuba ein sehr vielseitiges Melodie-Instrument ist, das ungerechterweise oft nicht gebührend wahrgenommen wird. Doch das Durchatmen war nur von kurzer Dauer: Mit „Fate of the Gods“ erzählte die Kapelle musikalisch und unterstützt durch eindrucksvolle Farbeffekte vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Am Ende siegte das Gute, eine hoffnungsvolle Botschaft in unserer aktuellen Zeit. Abgelenkt durch Urlaubsbilder in Ihrer „Ori-Entierung“-App „vergaß“ Johanna Gittler fast die Ansage des nächsten Stücks „New York Overture“. Die Zuhörer ließen sich vom Orchester, untermalt durch eine Sightseeing-Tour auf der Leinwand, an bekannte Hot Spots in dieser großen Stadt entführen. Der anwesende Besuch aus Ennery durfte sich dann über die „OriChat“-Idee freuen: Mit „Aux Champs-Élysées“ gab es eine kleine Erinnerung an die Städtepartnerschaft, bei der sich der Musikverein ja regelmäßig engagiert. Doch das Publikum war dagegen, dass dies das letzte Stück des Abends sein sollte und forderte eine Zugabe. Marco König zog dazu mit dem Orchester ein Jubiläum aus dem Hut: Der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ feierte 2023 sein 50-jähriges Jubiläum. Die bekannte Melodie lieẞ die Menschen im Saal nostalgisch träumen.

Das Konzert war ein großartiges Erlebnis. Die beiden Vorsitzenden dankten den Dirigenten für Ihre Arbeit. Doch ein Wehmutstropfen war an diesem Abend noch dabei. Unser Musikkamerad Hansmartin Essich beendete aus gesundheitlichen Gründen seine aktive Zeit im Orchester. Alles aufzuzählen, was Hansmartin für diesen Verein getan hat, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Uns so ließen ihn die Musiker nicht so einfach von der Bühne gehen. Er musste den Marsch „Billy Boy“ persönlich dirigieren. Diesen verbinden Generationen von Musikern im Orchester dankbar mit ihm.

Traditionell wurde die Veranstaltung mit dem Singen von Weihnachtsliedern unter Begleitung aller aktiven Musiker*innen des Abends beendet. Dies war ein eindrucksvolles Bild auf der Bühne.  

Zum Schluss gab es noch ein geselliges Miteinander von Musikern und Besuchern, was die besondere Verbundenheit des Vereins mit den Bewohnern der Stadt betont. Wir wünschen allen ein geruhsames Weihnachten, einen guten Rutsch und viel Vorfreude auf ein musikalisches Jahr 2024!

Wilfried Wessel, Leiter Bereich Kommunikation

P.S.: Programmheft als PDF

.

.

.